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Ortsfamilienbuch Bialystok
Dieses Ortsfamilienbuch, welches die evangelischen Trauungen 1841-1875 in abgespeckter Version beinhaltet, bildet lediglich ein Grundgerüst für den künftigen Ausbau zu einem vollwertigen OFB. Dadurch, dass Białystok viele deutsche Handwerker aus Preußen und Polen anzog, ist das OFB eine wahre Fundgrube für Ahnenforscher mit evangelischen Vorfahren.
Die Trauungen fanden nicht nur in Białystok statt. Der Pastor reiste auch regelmäßig über große Entfernungen hinweg zu Bethäusern in der Umgegend, um dort Trauungen durchzuführen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Kirche für beinahe die gesamte heutige Woiwodschaft Podlachien zuständig. Mindestens die folgenden evangelischen Einrichtungen wurden für die Trauungen benutzt:
Białystok - Kirche und Pastorat
Choroszcz - Bethaus
Knyszyn - Bethaus
Michałowo - Bethaus
Supraśl - Bethaus
Ciechanowiec - Bethaus
ab 1867 Czoło - Bethaus
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Auf dieser Karte sind die bekannten Gotteshäuser in Rot vermerkt. |
Geschichtliches
Białystok war in seiner Geschichte vornehmlich katholisch-jüdisch dominiert. Mit der Dritten Teilung Polen-Litauens im Jahre 1795 fiel Białystok jedoch an Preußen und die Stadt wurde zur Hauptstadt der Provinz Neuostpreußen erklärt. Neben Soldaten zogen nun auch preußische Beamte mit ihren Familien in die Stadt, zumeist Calvinisten und Lutheraner. Zum ersten Vorsitzenden der evangelischen Gemeinde wurde 1796 Karl August von Holsche erklärt. Die Gläubigen wurden zunächst durch den Militärpfarrer Kaplan Brettschneider betreut und Messen im Zollhaus abgehalten. Die Zahl der Gläubigen stieg stetig, und im Jahre 1804 lebten immerhin schon mehr als tausend Lutheraner in der Gegend. Christian Friedrich Heine wurde der erste Pastor der evangelischen Kirchengemeinde. Doch die preußische Herrschaft sollte nicht lange währen. Durch die napoleonischen Kriege und den Frieden von Tilsit kam Białystok bereits 1807 an das Kaiserreich Russland. Die Zahl der evangelischen Gläubigen nahm infolgedessen rapide ab, und in den Jahren 1811-1825 war die Stelle des Pastors vakant, unterbrochen lediglich durch eine kurze Betätigung von Pastor Johann August Drepper in den Jahren 1821-1822. Dennoch siedelten sich langsam wieder Deutsche in Białystok an. 1840 waren dies noch fast ausschließlich Tuchmacher und Weber. Erst gegen Ende der 1860er Jahre kamen auch vermehrt spezialisierte Handwerker aus anderen Berufssparten in die Stadt. Im Zeitraum 1857-1889 verdreifachte sich die Bevölkerung der Stadt gar, wobei evangelische Bürger weiterhin eine Minderheit darstellten.
Ab 1826 wurden die evangelischen Gläubigen Białystoks endlich dauerhaft durch einen Pastor betreut. Friedrich Christoph Haupt übernahm die Stelle des Pastors von 1826 bis 1838. Weitere Pastoren waren Theodor Küntzel (1838-1867), Johannes Brinck (1867-1875), Karl Keuchel (1876-1894), Theodor Liss (1897-1903), Theodor Zirkwitz (1903-1938) und Benno Kräter (1938-1939). Auf dem Gelände einer ehemaligen Brauerei wurde 1829 die erste evangelisch-lutherische Kirche errichtet, welche Johannes dem Täufer geweiht war. 1842 wurde sie um eine Schule und 1879 um einen Kirchenturm erweitert. 1886 wurde ein neuer Friedhof eröffnet und 1901 ein Kindergarten. Durch wohlhabende Spender wurde schließlich der Bau eines neuen Gotteshauses finanziert, dessen Grundsteinlegung am 31. Oktober 1909 stattfand. Geweiht wurde es nach mehr als zwei Jahren Bauzeit am 24. Juni 1909. Im Juli 1944 wurde das Kirchengebäude durch die Sprengung eines nahen Elektrowerks durch sich zurückziehende deutsche Truppen beschädigt. Die beschädigte Kirche wurde vom katholischen Pfarrer Antoni Zalewski übernommen und am 29. Oktober 1944 dem Heiligen Adalbert geweiht. Die Kirche steht noch heute.
Quellen:
https://plus.poranny.pl/album-bialostocki/a/parafia-ewangelicka-w-bialymstoku-w-xixxx-wieku,11945918
http://bialystok.pttk.pl/documents/n_351d2_wojciech_deutsch_do_druku.pdf
Anmerkungen
Die Altersangaben sind, soweit kein genaues Datum vermerkt ist, errechnet und sollten nicht für bare Münze genommen werden. Sollten bei der Zusammenführung widersprüchliche Geburtsdaten oder -orte vorgekommen sein, so wurden diese in den Notizen vermerkt.
Namen und Orte wurden so gut es geht vereinheitlicht.
Namen von Orten im heutigen Weißrussland, Russland und Litauen sind bei kleineren Orten in der Regel auf Polnisch geschrieben.
Personen wurden nach dem Vorsichtsprinzip zusammengeführt. Leider wurde bei der Verschmelzung klar, dass viele angegebene Namen nicht korrekt waren. Auch gibt es oft Ehepaare, die sehr wahrscheinlich identisch sind, aber verschiedene Vor- oder Nachnamen haben. Von daher wird empfohlen, die hier angegebenen Daten mit Vorsicht zu behandeln und sicherheitshalber die Original-Taufeinträge der Personen heranzuziehen.
Pastor Küntzel hat sehr detailreiche Aufzeichnungen geführt. Einträge enthielten für gewöhnlich folgende Details (in diesem OFB erfasste Details fett hervorgehoben).
Laufende Nummer, Namen der Brautleute, Beruf und Wohnort des Bräutigams, Eltern der Brautleute und ob diese noch leben, Beruf des Vaters des Bräutigams, Alter der Brautleute, Zivilstand des Bräutigams, bei Witwen und geschiedenen Frauen die Namen des vorigen Ehepartners, Daten der drei Aufgebote, Trauort, Bezeichnung des Gebäudes, Name des trauenden Pastors.
Zudem wurden ab und zu noch genaue Geburtsdaten, Todesjahre, Taufjahre und Trauscheinnummern vermerkt.
Mit der Übernahme der Kirchengemeinde durch Pastor Brinck im Jahr 1867 nahm die der Detailgrad der Einträge ab. In den ersten zwei Jahren fehlen oft wichtige Details zur Braut, auch die Vornamen der vorigen Ehepartner von Witwen oder geschiedenen Frauen wurden nun weggelassen. Ebenso wurde ab 1870 auf die genaue Bezeichnung des Gebäudes verzichtet. Heiratsdaten wurden in seiner Amtszeit wild durcheinander verzeichnet, was darauf schließen lässt, dass die Heiraten oft erst nach Monaten in den Büchern niedergeschrieben wurden.
Ausblick
Dieses OFB ist aus einem erweiterten Index heraus entstanden, welcher auch auf geneteka.genealodzy.pl erschienen ist. Der Geneteka-Index enthält die Familiennamen, wie sie auch im Kirchenbuch geschrieben wurden.. Da ich persönlich keine Verbindungen in den Ort habe, wäre ich erfreut, wenn sich ein Forscher, eine Forschergruppe oder ein Verein finden würden, die das existierende OFB übernehmen und weiter ausbauen möchten. In der Zwischenzeit nehme ich gerne Funde und Korrekturen zu diesem OFB unter schaetzleingenealogy@gmail.com an.
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