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Ortsfamilienbuch Isera

Chiesa di San Vincenzo
Glockenturm Sa. Vincenzo, Isera (Syrio CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)

Die prähistorischen Ursprünge von Isera lassen sich durch Siedlungen (Corsi, Pipel, Pradalia) nachweisen, die vom Neolithikum bis zur Eisenzeit datieren. Auch der Name selbst deutet auf rätische Bevölkerungsgruppen hin. Mit der römischen Eroberung erlangte Isera eine wichtige Bedeutung, da sie an der Verkehrsachse zwischen Italien und Nordeuropa lag und ein hügeliges Gebiet besaß, das sich besonders für die Landwirtschaft eignete. Dies belegen die Überreste einer großen römischen Villa, die kürzlich für Besucher zugänglich gemacht wurde, sowie der Wachturm, der im Mittelalter als Glockenturm der dem Heiligen Vinzenz geweihten Kirche umgenutzt wurde. Deren hochmittelalterliche Ursprünge sind seit 1183 belegt, obwohl sie 1683 vollständig wieder aufgebaut wurde.

Zwei Burgen, die Sitze mittelalterlicher Gerichtsbarkeiten waren (Castel Corno und Castel Pradalia), krönen zwei felsige Erhebungen in der Umgebung des Dorfes. Nach aufwendigen Restaurierungsarbeiten können ihre Überreste heute besichtigt werden.

Die feudale Herrschaft konnte die kommunale Autonomie, die bereits im 12. Jahrhundert auf der „Carta di Regola“ basierte und vom örtlichen Gemeinwesen verwaltet wurde, nicht vollständig unterdrücken. Dieses Gemeinwesen war für die Verwaltung der gemeinschaftlichen Ländereien (Wälder und Weiden) der Dörfer auf der rechten Seite des Etsch-Lagarina-Tals zuständig. Trotz der häufigen Kriegszüge durchziehender Heere aus ganz Europa und der Zerstörung des Ortes durch die französische Armee im Jahr 1703, sicherte diese Autonomie der Region die notwendigen Lebensgrundlagen.

Im 18. Jahrhundert begünstigten die besondere Lage von Isera und das gesunde Klima die Ansiedlung adliger Familien aus dem benachbarten Rovereto, das nach venezianischer Herrschaft (bis 1511) einen starken wirtschaftlichen Aufschwung erlebt hatte und zum politischen und administrativen Zentrum des Lagarinatals geworden war.

Die industrielle Entwicklung Roveretos zog Männer und Frauen aus Isera an, die in der Industrie arbeiteten, insbesondere nach Mitte des 19. Jahrhunderts in der Seiden- und Tabakindustrie. Dies führte zu einem starken Bevölkerungswachstum, das die Landwirtschaft allein nicht ernähren konnte. Diese hatte sich im Laufe der Zeit auf den Weinbau spezialisiert, und der Wein wurde trotz zahlreicher Zölle in Österreich und Deutschland unter dem Namen "Wein von Isera" sehr geschätzt.

Die landwirtschaftliche Spezialisierung führte nicht nur zur Gründung von Genossenschaften (Weinkellerei, Raiffeisenkasse, Konsumgenossenschaft, Milchgenossenschaft), sondern auch zu politischen Aktionen zur Verteidigung der Bauerninteressen. 1910 wurde in Isera die "Lega dei contadini" (Bauernbund) gegründet, die jedoch durch den Ersten Weltkrieg und später durch den Faschismus zerschlagen wurde.

Während des Ersten Weltkriegs war das Lagarintal ein Operationsgebiet, und ein Großteil der Bevölkerung wurde evakuiert. Die Einwohner von Isera wurden 1915 nach Böhmen umgesiedelt, wo sie mehr als drei Jahre blieben. Bei ihrer Rückkehr fanden sie ihr Dorf vollständig zerstört und geplündert vor.

Der Wiederaufbau gestaltete sich schwierig und wurde durch den Übergang des Trentino vom Österreich-Ungarischen Kaiserreich zum Königreich Italien nicht erleichtert. Eine starke Währungsentwertung und hohe Steuern, die durch die zentralisierte Verwaltung der faschistischen Regierung noch verschärft wurden, belasteten die Bevölkerung zusätzlich. So wurden fünf benachbarte Gemeinden in die Gemeinde Isera eingegliedert, wodurch ein Gemeindegebiet entstand, das sich vom Talgrund (ca. 200 Meter) bis in die Berge (über 2000 Meter) erstreckte.

Im Gegensatz zum Ersten Weltkrieg hatte der Zweite Weltkrieg weniger gravierende wirtschaftliche Folgen für das Dorf. Ein schneller Wiederaufstieg der Landwirtschaft ging einher mit einem verstärkten Zustrom von Arbeitskräften in das zunehmend industrialisierte Rovereto.

Heute zählt die Gemeinde fast 3.000 Einwohner, die hauptsächlich im sekundären und tertiären Sektor beschäftigt sind. Dennoch ist Isera vor allem für seinen Rotwein "Marzemino" bekannt, der auch von Mozart in seiner Oper "Don Giovanni" besungen wurde. Das jährliche Fest "Vigna eccellente" prämiert den besten Weinberg der Region. In einem alten, gemeindeeigenen Adelssitz befindet sich das "Haus des Weins", in dem die Weine der lokalen Kellereien angeboten werden und verkostet werden können.

(Text: Mario Bertolini, Isera)

Quellen

  • Abschriften der Kirchenbücher Isera (Filme der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage“) 
    <https://www.familysearch.org/de/search/catalog/koha:570878>
  • https://www.natitrentino.mondotrentino.net/
    Eine kuratierte Datenbank unter Leitung der autonomen Provinzregierung Trient; basierend auf den Kirchenbüchern der Diözese Trient
  • Eigene Unterlagen



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Fragen zu den Daten, Ergänzungen und Korrekturen bitte an:
Roland R. Rosina


Österreichische Gesellschaft für Genealogie und Geschichte


Letzter Stand Ortsfamilienbuch Isera: 10.11.2025
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